Herzlich willkommen

beim Freiburger Studierenden-Orchester

Rückblick in den Juli 2025

Ein Monolith mit Kanten

Im Sommersemester 2025 standen Prokofievs’s 5. Sinfonie und das 1. Klavierkonzert von Tchaikowski auf unseren Notenständern (und auf dem Programm). Unsere Solo-Pianistin Ekaterina Danilova beeindruckte in der ersten Hälfte uns und das Konzertpublikum gleichermaßen mit ihrer expressionistischen, temperamentvollen und virtuosen Interpretation des Konzerts.

In Prokofiev’s 5. Sinfonie breitete sich dann ein komplexes Spannungsfeld an Widersprüchlichkeit aus: Klassische Sonatenhauptsatzform mit langen, ausgestalteten Melodien, die immer wieder von Störtönen der Trompeten und anderer Blasinstrumente unterbrochen wird; dann ein humorvolles Scherzo das aber immer wieder zu aggressiv wird, um wirklich lustig zu sein; ein melancholischer, zwischendurch hysterischer und dann wieder fast ausdrucksloser Satz und schließlich ein Finale, mit einer fulminanten, vor Energie strotzenden Coda, in der das Werk entweder explodiert oder kollabiert, und das mit dem vielleicht besten Schluss einer Sinfonie überhaupt endet. So richtig schlau geworden sind wir alle nicht aus diesem Stück — aber wir haben es so genossen, es zu spielen!

Jetzt geht es in die Sommerpause und an die Vorbereitung des Wintersemesters!


🎥 Mahler 9 auf Video

Im Wintersemester 2024 / 2025 haben wir mit Mahler 9 einen monumentalen Brocken auf die Bühne des Konzerthauses Freiburg gebracht. Wir freuen uns sehr, dass jetzt die Video-Aufzeichnung dieses besonderen Konzerts auf YouTube veröffentlich ist.

Viel Spaß beim Angucken und Anhören!

 

Rückblick in den April 2025

(B)romance und … Melancholie?

Frühlingsprojekt Vol. 3! Für uns ein besonderes Highlight dieses Projekts: Unser Dirigent Gunnar Persicke stand diesmal nicht nur am Pult sondern übernahm bei der Sinfonia Concertante auch den Part der Solo-Violine. Zusammen mit Raphael Sachs an der Solo-Viola zelebrierten die beiden Kollegen aus dem SWR Symphonieorchester das ultimative Duett - das Orchester sollte vor allem nicht stören. Danach bewegte sich Brahms’ 3. Sinfonie — wie so oft — durch ein beeindruckendes emotionales Spektrum, dessen eindrücklicher melancholischer Höhe- (oder Tief-?) im dritten Satz unzählige Male referenziert wurde (unser Favorite).

Wir freuen uns schon sehr auf Frühlingsprojekt Vol. 4 im nächsten April!


Rückblick in den Februar 2025

Mahler’s Abschiedssinfonie

Es scheint, die neunte Sinfonie ist eine Grenze. Wer darüber hinaus will, muss fort. Die eine Neunte geschrieben haben, standen dem Jenseits zu nahe. Es sieht aus, als ob uns in der Zehnten etwas gesagt werden könnte, was wir noch nicht wissen sollen, wofür wir noch nicht reif sind. Vielleicht wären die Rätsel dieser Welt gelöst, wenn einer von denen, die sie wissen, die Zehnte schriebe. Aber das soll wohl nicht so sein.
— Arnold Schönberg, 1912
 

Weder Beethoven, Dvořák noch Bruckner schufen mehr als neun Sinfonien – und auch Mahler nicht. Seine Neunte, sein letztes vollendetes Werk, hörte er vor seinem Tod 1911 nie selbst. Um das „Schicksal der Neunten“ zu umgehen, verzichtete er bei Das Lied von der Erde, seiner eigentlichen neunten Sinfonie bewusst auf eine Nummerierung. Die Neunte gilt als Mahlers musikalischer Abschied. Über den letzten Tönen steht in der Partitur „Ersterbend“. Alban Berg schrieb nach der Uraufführung 1912: „Der erste Satz ist das Allerherrlichste, was Mahler geschrieben hat. Es ist der Ausdruck einer unerhörten Liebe zu dieser Erde – bevor der Tod kommt.“

Wir haben uns im Wintersemester 2024/25 an diese gleichermaßen berührende und technisch äußerst komplexe Abschiedssinfonie von Mahler gewagt und sie gleich zwei Mal aufgeführt: Am 20. Februar im Parktheater Lahr und am 23. Februar – einem auch anderweitig eindrücklichen Tag – im Konzerthaus Freiburg.